Gibt es Förderprogramme, die uns bei der Stadtentwicklung helfen können?
Landesgartenschau in Zweibrücken 2026
Zweibrücken steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die wir in den nächsten Jahren meistern müssen. Neben dem Thema Ansiedlung von Unternehmen und einer veränderten Wirtschaftsförderung, über die ich schon wo anders gesprochen habe (https://www.maroldwosnitza.de/wie-sieht-eine-zukunftsweisende-wirtschaftsfoerderung-in-zweibruecken-aus/), sind dies vor allem folgende Punkte:
- Belebung der Innenstadt
- Steigerung des Tourismus
- Bestandssicherung des Gestüts
- Sicherung von Erhaltenswertem
- Steigerung der Freizeitqualität
- Quartiersentwicklung
- Mobilität
Um diese Herausforderungen anzugehen, benötigen wir eine handlungsleitende Zielvorstellung für die nächsten Jahre.
Wo wollen wir mit Zweibrücken hin? Wie soll Zweibrücken 2030 aussehen?
Ziellosigkeit führt zu planlosem handeln.
Eine solche Zielvorstellung für Zweibrücken zu erarbeiten, wird ein Kernstück der Stadtentwicklung sein. Zukunft plant man nämlich, in dem man die Stadt Zweibrücken als Ganzes sieht und nicht als eine Aneinanderreihung einzelner unabhängiger Projekte.
Neben dieser Zielvorstellung bedarf es eines Instruments für die Entwicklung des städtischen Raums und eine Chance sich als Stadt neu und zukunftsweisend aufzustellen.
Ein solches Instrument ist die Landesgartenschau des Landes Rheinland-Pfalz und deswegen sollte sich Zweibrücken um die Landesgartenschau 2026 bewerben.
Um dies deutlich zu machen:
Eine Landesgartenschau ist nicht zu verstehen als Blümchenschau.
Es ist ein Instrument zur Entwicklung einer Stadt.
Wie erfolgreich dieses Instrument sein kann, hat man in Kaiserslautern, Trier und Landau gesehen.
Das Beispiel Landau:
Hier ein paar Daten aus dem Abschlussbericht der Landesgartenschau.
- An 185 Tagen lockte die größte Landesveranstaltung des Jahres über 800.000 Besucher nach Landau.
- Durch die halbjährige Veranstaltung konnte im Einzelhandel, der Gastronomie und Hotellerie sowie dem Tourismus ein Einnahmeplus in Höhe von etwa 26 Millionen Euro erzielt werden.
- Die Gäste- und Übernachtungszahlen sind um durchschnittlich sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. (Anmerkung: Landau war auch schon vor der Landesgartenschau ein Touristenzentrum)
- Gegen den Trend wächst die Stadt Landau heute.
- Die Landesgartenschau hat Wirtschaft, Infrastruktur und Lebensqualität gestärkt. Ein neues Stadtquartier mit neuen Wohnanlagen und Spielplätzen und 300 neuen Arbeitsplätzen sind entstanden.
Landau hatte u. a. durch Konversion eines Kasernengeländes eine Fläche von 27 ha zur Verfügung. Eine solche freie Fläche haben wir in Zweibrücken nicht.
Von daher muss, wenn man über eine Landesgartenschau in Zweibrücken nachdenkt, umgedacht werden.
Die Landesgartenschau in Zweibrücken muss als Konzept neu gedacht werden.
Das würde heißen, in einem Konzept für die Landesgartenschau in Zweibrücken geht es nicht um das EINE großen Gartenschaugelände. Es geht um ein Netzwerk von verschiedenen Gartenschaugeländen und Angeboten, die man sich als Besucher auf unterschiedlichen Wegen erschließen kann. Quasi ein Puzzle aus Themengeländen.
Mit dieser veränderten Perspektive ginge es nicht um die Landesgartenschau in Zweibrücken, sondern Zweibrücken als Landesgartenschau und damit eine ge-, be- und erlebte Gartenschau.
Ein Vorteil für Zweibrücken wäre: Wir haben schon vieles, was zentraler Bestandteil der Gartenschau werden kann – hier ist als erstes der Rosengarten zu nennen. Eine Vielzahl von Investitionen, die in anderen Kommunen getätigt werden müssten, sind hier schon geleistet.
Zusätzlich gibt es noch eine Reihe von Potentialflächen für mögliches neu zu gestaltendes Gelände.
Wie soll nun das Instrument Gartenschau uns helfen unsere Herausforderungen zu bewältigen?
Hier eine Reihe von ersten Ideen zur Verdeutlichung (siehe Herausforderungen oben im Text).
Belebung der Innenstadt
Drei Ausgangsüberlegungen:
- Langfristiges Ziel für die Innenstadt: Neben Nahversorgung für die Bürger und Nischenhandel muss die Innenstadt in einer Art gestaltet werden, dass sie zum Verweilen einlädt.
- Die Landesgartenschau hat auch immer einen Bildungsauftrag und liefert oft modellhafte Lösungsvorschläge.
- Vor dem Hintergrund der globalen Erwärmung und der Steigerung der Zahl zu erwartender langen und heißen Sommer wird man sich heute einer Problemlage für das Leben in der Stadt bewusst, über die man zuvor nicht umfassend nachgedacht hat: Die Aufheizung der Innenstädte. Belüftungsprobleme und Steinflächen führen zu solchen Aufheizungen, so dass in Zukunft die Lebensqualität der Innenstädte drastisch gesenkt wird. Ein Lösungsansatz: Begrünungskonzepte, die diese Aufheizung reduzieren um somit die Lebensqualität in den Innenstädten wieder deutlich zu verbessern.
Im Rahmen der Zweibrücker Landesgartenschau könnte in unserer Innenstadt ein solches Begrünungskonzept exemplarisch umgesetzt werden und damit modellhaft ein Lösungszugang vorgestellt werden.
Nebeneffekt: Eine grüne Innenstadt lädt zum Verweilen ein und wird die notwendigen Impulse für Gastronomie- und Geschäftsansiedlungen bringen. Die Besucher der Gartenschau werden ihren eigenen Beitrag zur Belebung leisten.
Steigerung des Tourismus
Alle Städte, in denen eine Landesgartenschau stattgefunden hat, haben von einem Anstieg in den Besucherzahlen und Übernachtungszahlen profitiert.
Eine Landesgartenschau kann Impulse setzen und den Tourismus ankurbeln. Sie kann Zweibrücken zusätzlich stärker auf die touristische Landkarte setzen.
Dies macht aber ein umfassendes Tourismuskonzept nicht weniger wichtig. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ein solches gilt es zu entwickeln: Die Anbindung an das Premiumswanderwegenetz und das weitreichende Fahrwanderwegenetz ist nur ein Weg den sanften Tourismus nach Zweibrücken zu locken. Notwendige Infrastrukturen müssen dafür aufgebaut werden. Im Mittelpunkt könnte wieder die Landesgartenschau und die Anbindung ans Umland stehen.
Bestandssicherung des Gestüts
Eine Landesgartenschau in Zweibrücken ohne das Thema Pferd ist kaum vorstellbar. Mit dem Gestüt als zentrales Themengelände könnten umfassende Synergieeffekte erzielt werden.
Das zum Gestüt gehörende Gelände zwischen Gestüt und Festhalle, dient als Potentialgebiet, welches auch nach dem möglichen Bau des Kindergartens dort noch umfassend genutzt werden kann.
Sicherung des Erhaltenswerte
Die Landesgartenschau baut auf ein Netzwerk „Bestehendes und Neues“. All diese Bereiche werden miteinander vernetzt und verbunden.
Eine weitere bedeutsame bereits existierende Parkanlage ist die Fasanerie mit dem Wildrosengarten und den Parkanlagen. Ein besonderes optisches, historisches und kulturelles Highlight sind die beiden Türme, der Teich und der Posaunenhügel. Hier besteht dringender Sanierungsbedarf. Eingebunden in eine Landesgartenschau können hier neue Impulse gesetzt werden und die notwendigen Sanierungsmaßnahmen auf den Weg gebracht werden.
Steigerung der Freizeitqualität
Jede Landesgartenschau bringt auch einen großen Freizeit- und Vergnügungsanteil für Kinder und Jugendliche mit sich. Auch hier gibt es schon vieles, auf das aufgebaut und das mit Hilfe der Landesgartenschau weitergebracht werden kann. Der Wasserspielplatz am Bleicherbach kann den Grundstock dieses Geländes bilden. Die Freisportanlage, die einen Sanierungsbedarf hat, ist der Potentialbereich für dessen Weiterentwicklung im Rahmen der Landesgartenschau.
Quartiersentwicklung
Zwei große Potentialflächen für die Landesgartenschau befinden sich zwischen Oselbachstraße und Steinhauser Straße: Die Weiße Kaserne, das ehemalige Evangelische Krankenhaus und das Gelände des alten evangelischen Krankenhauses. Hier kann viel Neues entstehen.
Die Herausforderung: Diese Gelände sind in Privatbesitz. Hier müssen umfassende Gespräche geführt werden, um die Möglichkeiten im Rahmen der Landesgartenschau auszuloten.
Mit einem der Besitzer wurde bereits ein erstes Gespräch geführt, weitere werden folgen.
Mobilität
Mobilität im Rahmen dieser Gartenschau hat zwei Schwerpunkte.
Anreise:
Zweibrücken wird zur Landesgartenschau hoffentlich mit der S-Bahn aus
Richtung Homburg erreichbar sein. Die letzten Informationen sprechen dafür.
Ein saniertes Bahnhofsgebäude und ein weiterer Halt am Rosengarten insbesondere für Reisende aus Richtung Landau, Pirmasens werden die Einfallstore zur Landesgartenschau sein
Mobilität zwischen den Themengeländen:
Auch wenn das gesamte Gartenschaugelände, das sich über das ganze Stadtgebiet von der Innenstadt über die 22er-Straße bis zur Fasanerie für viele Menschen sehr gut fußläufig erreichbar ist, bedarf es eines innovativen Transportsystems.
Erste Überlegungen gehen in Richtung eines „Hop-on-Hop-off“-Systems mit autonom fahrenden Elektrobussen. Die Zeichen sprechen dafür, dass man ein solches System gemeinsam mit namhaften Entwicklern vorantreiben und umsetzen kann. Zweibrücken als aktueller Standort für die Testung und Erprobung solcher autonomer Fahrsysteme (auf dem Flughafen) wäre der ideale Standort für eine modellhafte Lösung im Rahmen der Herausforderungen im öffentlichen Nahverkehr.
Einordnung des Vorschlags
Sich um die Landesgartenschau 2026 zu bewerben, hat das Ziel an einem Landesförderprogramm für die Stadtentwicklung partizipieren zu können, das die Entwicklung von Zweibrücken in großen Schritten voranbringen wird.
Es handelt sich um ein wettbewerbliches Verfahren und es ist zu erwarten, dass auf Grund der Attraktivität des Programms Zweibrücken in diesem Wettbewerb auf starke Konkurrenz treffen wird. Mit einem guten, modernen und innovativen Konzept, in dem auch die Nachhaltigkeit des Konzepts nachgewiesen wird, kann Zweibrücken gewinnen.
Die Überlegungen, die bis hierher von mir gemacht worden, sind erst der Anfang eines längeren Planungsprozesses, der auf den Weg gebracht werden muss.
Bis zur Einreichung hat Zweibrücken noch rund zwei Jahre Zeit. Dieser Zeitraum gibt genug Zeit ein umfassendes, weitreichendes und nachhaltiges Projekt zu konzipieren, bei dem auch die Bürgerinnen und Bürger in allen Phasen mit ins Boot genommen werden.
Zweibrücken als Landesgartenschau kann nicht an seinen Bürgerinnen und Bürgern vorbeigeplant werden.
Eine Landesgartenschau bekommt man nicht umsonst. Mit einer guten Planung wird der volkswirtschaftliche Gewinn durch Investitionen, Ansiedlungen, Zuzug, steigendem Tourismus und steigenden Umsätzen in den Geschäften die Kosten deutlich überwiegen und den Lebenswert der Stadt für ihre Bürgerinnen und Bürger und ihre Besucherinnen und Besucher steigern. Die Beispiele der anderen Landesgartenschau-Städte haben dies deutlich gezeigt.